Paragraph 2 Organon: «Das höchste Ideal der Heilung ist schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit, oder Hebung und Vernichtung der Krankheit in ihrem ganzen Umfange auf dem kürzesten, zuverlässigsten unnachteiligsten Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen.» (J.T. Kent, 2000, S. 26) Das höchste Ideal des Heilens – die Natur des Heilens: Wir sehen tagtäglich in der […]
Paragraph 2 Organon:
«Das höchste Ideal der Heilung ist schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit, oder Hebung und Vernichtung der Krankheit in ihrem ganzen Umfange auf dem kürzesten, zuverlässigsten unnachteiligsten Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen.»
(J.T. Kent, 2000, S. 26)
Das höchste Ideal des Heilens – die Natur des Heilens:
Wir sehen tagtäglich in der homöopathischen Praxis, dass Symptome weiterwandern, wenn sie unterdrückt oder von aussen weg behandelt werden (reine Symptombekämpfung), und auf eine ernsthaftere und lebensbedrohlichere Weise wieder auftauchen können. Viele Menschen erkennen dieses Phänomen nicht und glauben, dass sie eine neue Erkrankung bekommen haben, die keinen Zusammenhang mit früheren Symptomen hat – da diese ja nicht mehr vorhanden sind.
Ohne die Behebung der Ursache (eine innere Unordnung) von Symptomen, wird sich diese innere Unordnung weiter bemerkbar machen und die Symptome bleiben. Die Lebenskraft möchte auf diese innere Unordnung aufmerksam machen und vermittelt zwischen Krankheit und Gesundheit. So werden Symptome produziert, um darauf hinzuweisen, dass im Inneren etwas nicht in Ordnung ist. Durch eine reine Symptombekämpfung oder Symptomunterdrückung, ohne Behandlung deren inneren Unordnung, werden zunehmend ernsthaftere und lebensbedrohlichere Bereiche unseres Körpers betroffen, was unsere Lebenskraft und Widerstandsfähigkeit schwächt.
Der Paragraph 2 in der Homöopathie lehrt uns die Natur des Heilens. Wie können wir das verstehen?:
Es wird von der Wiederherstellung der Gesundheit gesprochen, nicht von Symptombeseitigung. Der Fokus ist klar auf die Gesundheit gerichtet und das meint: die innere Ordnung im Menschen wiederherzustellen. Die reine Symptombekämpfung ist nicht ganzheitlich angedacht, und kann deshalb auch den Menschen in seiner Gesundheit nicht ganzheitlich unterstützen. Wenn also Symptome zwar verschwinden (Hautauschlag), jedoch die Gesundheit (innere Ordnung) nicht ganzheitlich wiederhergestellt ist, kann von Heilung nicht die Rede sein. Die Grundursache ist noch da, es wurde lediglich an dessen Auswirkungen behandelt. Wenn Heilung geschieht, kann der kranke Mensch das innerlich fühlen. In der Homöopathie wissen wir, dass, wenn ein Symptom verschwindet und sich eine innere Verbesserung zeigt (oft noch bevor das Symptom selbst verschwindet), die Krankheit durch Gesundheit ersetzt wurde (innere Ordnung).
Die richtige Behandlung erfolgt ausserdem schnell, sanft und dauerhaft. Die homöopathische Behandlung ist eine sanfte Methode und hat beim richtigen Mittel eine dauerhafte und rasche Wirkung. Die innere Ordnung wird wiederhergestellt und so kann das Äussere des Menschen in die Ordnung rücken. Dennoch kann ein Mensch bei der Herstellung dieser Ordnung starke Reaktionen zeigen.
Allopathische Arzneimittel der Schulmedizin sind im Gegensatz gefährlich, es kann zu massiven Nebenwirkungen in der Psyche und Geist kommen. Tabletten scheinen sanft, die Inhaltsstoffe sind jedoch stark und gefährlich. Viele Menschen glauben, dass diese Mittel eine Wirkung auf ihre Probleme haben, weil Symptome nach der Mittelgabe verschwinden können (Der Hautausschlag verschwindet, die Schmerzen verschwinden vorübergehend…). Die Wirkung dieser Mittel kann jedoch nicht die Ursache (die innere Unordnung) erreichen, sie reagiert nur auf die Auswirkungen davon und im schlimmsten Fall werden Symptome unterdrückt. Weil die Symptome weg sind, glauben aber viele Menschen, dass das Mittel gewirkt hat. Durch Symptomunterdrückung und deren noch vorhandene, aber nicht erreichte Ursache, zieht sich die Lebenskraft weiter zurück in das Innere des Menschen und zeigt sich dort auf eine komplexere Weise, in einem anderen Erscheinungsbild. Oft wird dann das alte Erscheinungsbild des Problems nicht in den Zusammenhang gebracht mit dem neuen Erscheinungsbild desselben Problems. Viele Menschen denken, es zeige sich ein neues Problem, eine neue Krankheit und sie sehen nicht, dass die neuen Symptome etwas mit den alten Symptomen gemeinsam haben: nämlich dieselbe Ursache und deren falschen Behandlung. Mit jeder weiteren Symptomunterdrückung werden die Symptome lebensbedrohlicher und schlussendlich wird der Mensch daran sterben.
Die Heilung erfolgt nach deutlich einzusehenden Gründen, das heisst, nach klaren, unverrückbaren Prinzipien, also weder durch Vermutungen, noch etwas, was es zu beweisen gilt, oder immer nach dem gleichen Rezept angewendet wird.
Die Grundsätze, an welchen sich die Homöopathie orientiert, haben sich bisher nie verändert und werden immer die gleichen bleiben.
Ein allopathischer Arzt beweist Heilung dadurch:
– Dass der Patient nicht gestorben ist
– Die festgestellten Krankheitserscheinungen (Symptome) verschwunden sind.
Ein homöopathischer Arzt zeigt auf, dass es klare Grundsätze gibt, an denen er erkennen kann, dass es dem behandelten Menschen besser geht: «Die Heilung muss vom Zentrum zur Peripherie verlaufen.» (Kent, 2000, S. 31-32):
Die Ordnung geschieht also von oben nach unten (vom Kopf hin zu Händen und Füssen), von innen nach aussen und von den lebenswichtigen Organen zu weniger lebenswichtigen Organen. Symptome, die in dieser Reihenfolge verschwinden, sind dauerhaft geheilt. Auch wenn Symptome nach dieser Reihenfolge, aber im umgekehrten Sinne ihres Erscheinens wieder auftreten, bedeutet das, dass die verschwundenen Symptome dauerhaft beseitigt sind. Verläuft die Auswirkung der Behandlung auf diese Weise, ist sich der homöopathische Arzt der Heilung sicher.
Es wurden Schmerzen in den Gelenken mit entzündungshemmenden und antirheumatischen Mitteln behandelt. Die Gelenksschmerzen sind zwar verschwunden, es hat sich dann aber, wegen der Symptomunterdrückung (reine Symptombekämpfung), Arteriosklerose in den Herzkranzgefässen (die versorgenden Gefässe des Herzens) entwickelt und dadurch ist das Risiko für einen Herzinfarkt stark gestiegen. Durch die richtige homöopathische Mittelgabe können die entzündlichen Prozesse, die sich durch die Unterdrückung der Gelenksschmerzen auf das Herz verlagert haben, wieder zurückentwickeln und heilen. Die Entzündungen werden in der Folge wieder in den Gelenken auftauchen, die Gemütsverfassung hat sich verbessert. Mit dem richtigen homöopathischen Mittel wird die innere Ordnung wiederhergestellt, welche eine ordnende Wirkung im Aussen hat. Mit zunehmender innerer Ordnung können sich auch die Gelenksschmerzen verändern.
Viele Menschen haben jedoch Mühe, wenn die alten Symptome wiederauftauchen und sie reagieren zuerst einmal mit Widerstand. Hier ist es wichtig zu verstehen, wie Krankheit verläuft und Gesundheit wiederhergestellt wird. Es braucht oft Geduld sich wieder auf bereits überstanden geglaubte Symptome (wie einen Hautausschlag, Warzen, oder Schmerzen in der Peripherie etc.) einzulassen. Dabei zu wissen und erfahren, dass sich im Inneren des Menschen schon ganz viel zum Besseren hin verändert hat, kann helfen, sich mit den äusseren Symptomen zu arrangieren. Man kann sich nämlich fragen: Möchte man lieber einen Hautausschlag oder Asthma? Möchte man lieber eine Warze oder eine Depression? Möchte man lieber Gelenksschmerzen oder einen Herzinfarkt etc.? Heilung bedeutet auch nicht unbedingt die Abwesenheit von Krankheit, sondern die Versöhnung und das Annehmen von dem, was ist. Das führt zu Zufriedenheit, Gelassenheit und einer inneren Ausgeglichenheit.«Einem Arzt, der nicht weiss, was Ordnung ist, sollte man nicht vertrauen.» (Kent, 2000, S. 36).
Quelle: J.T Kent, Prinzipien der Homöopathie, übersetzt von M. Tiedemann, 2000, S. 26-36
Quelle: Mohinder Singh Jus, Die Reise einer Krankheit. Homöopathie verstehen – ein praktischer Leitfaden. 2019