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Paragraph 3 Organon – Das Heilbare und das Heilende

Paragraph 3 Organon: Das Heilbare und das Heilende Es geht darum, im Heilungsprozess einer Krankheit, das zu betrachten, was mit dem physischen Auge nicht erkennbar ist. In der Behandlung einer Erkrankung benötigt es einen ganzheitlichen und umfassenden Blick auf deren symptomatischen Erscheinungen. Das bedeutet, dass die symptomatischen Erscheinungen einer Krankheit (z.B. eine Art von Rheumatoider […]

Annina Frey
  • Von Annina Frey, Fachstelle ArtGesundheit
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Paragraph 3 Organon:

Das Heilbare und das Heilende

Es geht darum, im Heilungsprozess einer Krankheit, das zu betrachten, was mit dem physischen Auge nicht erkennbar ist. In der Behandlung einer Erkrankung benötigt es einen ganzheitlichen und umfassenden Blick auf deren symptomatischen Erscheinungen. Das bedeutet, dass die symptomatischen Erscheinungen einer Krankheit (z.B. eine Art von Rheumatoider Arthritis) wie z.B. Entzündungen und Schmerzen in den Gelenken, Morgensteife, Müdigkeit, Unwohlsein, leichtes Fieber, Leistungsschwäche und Nachtschweiss auf die Unordnung im betroffenen Menschen hinweisen, nicht aber das ist, was zu heilen ist. Diese Symptome sind lediglich äussere Erscheinungen und präsentieren das Bild einer inneren Störung. Die Heilung wird also nicht an diesen äusseren symptomatischen Erscheinungen oder einer Diagnose angesetzt, sondern an individuellen, aus dem Inneren kommenden Besonderheiten.

Das bedeutet, dass es neben einem klaren Blick des Homöopathen/der Homöopathin eine sehr gute Selbstbeobachtung des Patienten braucht. Dabei sind für eine erfolgreiche Behandlung besonders diejenigen Symptome hilfreich, die auf sehr individuelle und persönliche Eigenarten des Patienten hinweisen (z.B Kopfschmerzen; besser während dem Wasser lösen), sowie scheinbar kleine und feine Veränderungen im Inneren des Menschen aufzeigen (z.B. veränderte Gemütsstimmung, verbesserter Schlaf, etc.) . Die Veränderung von körperlichen Symptomen muss nämlich nicht unbedingt bedeuten, dass die Unordnung im Inneren des Menschen geheilt wurde.

Äussere Symptome weisen auf eine innere Unordnung hin. Sind solche Symptome vorhanden oder bleiben diese weg, zeigt dies nicht zwingend auf, ob Heilung geschieht oder nicht.

Beispiel – Pflanze:
Nur, weil eine Pflanze ihren Stiel und ihre Blätter hängen lässt, wird es einem kundigen Gärtner nicht in den Sinn kommen, ihre Blätter abzuschneiden. Er sieht genau, dass der Boden trocken ist und die Wurzeln zu wenig Wasser aufnehmen können, um die Pflanze zu versorgen. Dieser Gärtner hat also seinen geschulten Blick über die hängenden Blätter hinaus geöffnet und betrachtet genau, wo es eine Veränderung braucht. Die hängenden Blätter haben ihm lediglich einen Hinweis dafür gegeben, dass der Pflanze etwas fehlt. Giesst er nun den Boden, werden sich die Blätter, solange sie noch Lebenskraft in sich tragen, langsam erholen und wieder kraftvoll erscheinen. Zuerst wird sich der Stiel aufrichten, danach werden vielleicht einige Blätter abfallen, andere werden sich wieder entfalten. Es könnte aber auch sein, dass die hängende Erscheinung durch einen Befall von Insekten an den Wurzeln kommt. Dann wäre weder das Blätterschneiden, noch eine Behandlung mit Wasser sinnvoll und heilend.
Um das Heilbare zu finden, muss der Gärtner, mit seinem geschulten Blick genau wahrnehmen, wo sich die Pflanze mit ihrer Unordnung, in ihrer Eigenart zeigt. So wird dann nicht das äussere Symptom (hängende Blätter) – eine generelle Erscheinung – behandelt, sondern gezielt da, wo etwas zu verändern möglich ist – nämlich am Boden oder den Wurzeln.

Der Homöopath/die Homöopathin behandelt also nicht alle symptomatischen Erscheinungen, sondern wählt die zu behandelnden Symptome sorgfältig nach ihrer Veränderbarkeit – ihren Veränderungsmöglichkeiten, aus. Er orientiert sich dabei klar an den unverrückbaren, natürlichen Prinzipien und hat eine klare Vorstellung davon, wie Ordnung oder Unordnung entsteht. Und das geschieht von Innen nach Aussen, durch feine Veränderungen im Inneren des Menschen.

Somit beginnt eine Krankheit also im Inneren des Menschen, aus seinem Zentrum heraus. So, wie ein Mensch denkt und handelt (Wille) entscheidet sich, was er im Aussen ausstrahlt und für das physische Auge in Erscheinung tritt (z.B. eine Krankheit, Symptome, Probleme in Beziehungen oder am Arbeitsplatz, etc.). Äussere Dinge (wie Bakterien, Viren oder seine Umgebung) machen den Menschen nicht krank, es ist die Art und Weise, wie ein Mensch denkt und handelt (Ursachen, die im Menschen liegen), die ihn empfänglich für Krankheiten macht.

Beispiel – Grippewelle:
Das bedeutet auch, dass Menschen mit ähnlichen symptomatischen Erscheinungen (z.B. Grippewelle: Husten, laufende Nase, Fieber), nicht unbedingt dasselbe Arzneimittel benötigen. Die Symptome weisen ja lediglich auf eine Unordnung im Inneren hin, welche den Menschen empfänglich für die aktuelle Grippewelle gemacht hat. Diese Ursache, die den Menschen überhaupt empfänglich dafür machte, kann aber nicht bei allen Menschen dieselbe sein, sie ist individuell. Deshalb ist eine Behandlung aufgrund allgemeiner Symptome dieser aktuellen Grippewelle nicht unbedingt heilend, jedoch hinweisend und klärend. Um an den Ursprung der Unordnung zu gelangen, welche empfänglich für allgemeine Krankheitserscheinungen (Husten, laufende Nase, Fieber) machte und um diese zu behandeln, müssen in einer ganzheitlichen Behandlung die allgemeinen Krankheitserscheinungen (Husten, laufende Nase, Fieber) von den individuellen Symptomen (z.B. besser viel Essen trotz hohem Fieber, besser kalte Getränke, etc.) unterschieden werden können.

Der kunstgerechte Heilungsweg verläuft also über die Betrachtung von allgemeinen Symptomen, bleibt da jedoch nicht hängen und führt weiter bis zu dem Besonderen, welches sich beim Menschen ganz individuell zeigt. Jedes Arzneimittel in der Homöopathie deckt bestimmte allgemeine Symptome ab, hat aber auch seine ganz individuelle Besonderheit. So kann durch diese feine Differenzierung das passende Mittel (Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt) für den Patienten gefunden werden. Und zwar über die allgemeinen Symptome bis hin zu den kleinen und individuellen Besonderheiten (innere Lebensäusserungen und Denken) des zu behandelnden Menschen.

«Zunächst betrachtet er (der Homöopath/die Homöopathin) die allgemeinen Wesenszüge der Krankheit, dann sieht er, wie sich im kranken Individuum diese Züge der Krankheit in dessen Wesenszügen zeigen.» (J.T. Kent, 2000, S.45)

Paragraph 3 Organon:

«Sieht der Arzt deutlich ein, was an Krankheit da ist, was an jedem einzelnen Krankheitsfalle insbesondere zu heilen ist (Krankheits-Erkenntnis, Indication), sieht er deutlich ein, was an den Arzneien, das ist, an jeder Arznei insbesondere, das Heilende ist (Kenntniss der Arzneikräfte), und weiss er nach deutlichen Gründen das Heilende der Arzneien auf das, was er an dem Kranken unbezweifelt Krankhaftes erkannt hat, so anzupassen, dass Genesung erfolgen muss, anzupassen sowohl in Hinsicht der Angemessenheit der für den Fall ihrer Wirkungsart geeigneten Arznei (Wahl des Heilmittels, Indicat), als auch in Hinsicht der genau erforderlichen Zubereitung und Menge derselben (rechte Gabe) und der gehörigen Wiederholungszeit der Gaben: kennt er endlich die Hindernisse der Genesung in jedem Falle und weiss sie hinwegzuräumen, damit die Herstellung von Dauer sey: So versteht er, zweckmässig und gründlich zu handeln und ist ein ächter Heilkünstler.» (J.T. Kent, 2000, S. 37)

Quelle: J.T Kent, Prinzipien der Homöopathie, übersetzt von M. Tiedemann, 2000, S. 37-47
Quelle: Mohinder Singh Jus, Die Reise einer Krankheit. Homöopathie verstehen – ein praktischer Leitfaden

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