ArtGesundheit

Paragraph 4 & 5 – Unterscheidung nach fortbestehenden äusseren Ursachen und chirurgischen Fällen

Paragraph 4:„Der Arzt ist zugleich ein Gesundheits-Erhalter, wenn er die Gesundheit störenden und Krankheit erzeugenden und unterhaltenden Dinge kennt und sie von dem gesunden Menschen zu entfernen weiss.“ (S. 55-56). Wenn ein Arzt also denkt, dass die sichtbaren Symptome (Warze, Hautausschlag) die wesentliche Krankheitsursache ist, wird er diese beseitigen (Warze entfernen, Behandlung mit Cortison). Er […]

Annina Frey
  • Von Annina Frey, Fachstelle ArtGesundheit
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Paragraph 4:
„Der Arzt ist zugleich ein Gesundheits-Erhalter, wenn er die Gesundheit störenden und Krankheit erzeugenden und unterhaltenden Dinge kennt und sie von dem gesunden Menschen zu entfernen weiss.“ (S. 55-56).

Wenn ein Arzt also denkt, dass die sichtbaren Symptome (Warze, Hautausschlag) die wesentliche Krankheitsursache ist, wird er diese beseitigen (Warze entfernen, Behandlung mit Cortison). Er wird aber nicht die unsichtbare Ebene berühren.

Natürlich ist es wichtig, dass belastende und störende Dinge, entfernt oder behoben werden, die krankmachend sind und den Zustand verschlimmern können oder den Menschen in einen lebensbedrohlichen Zustand führen. Das sind jedoch äussere Dinge, nicht die Krankheit selbst, es sind Dinge, welche die Krankheit unterhalten. Gewisse Umstände können eine innere Störung im Menschen von aussen noch fördern oder verstärken, den Körper schädigen (schlechte Ernährung, Leben in feuchten Räumen etc.). Die Unterscheidung ist also sehr wichtig, was zu reparieren ist. Geht es um das Haus des Menschen (physischer Körper, mit den Sinnen wahrnehmbare Strukturen) oder geht es um die Heilung des Menschen (innere des Menschen). Es geht darum, äussere Ursachen wahrzunehmen und zu entfernen, und die innere Ursache in Ordnung zu bringen. (S. 61-64). Ein Splitter muss zum Beispiel herausgezogen werden, ein fauler Zahn der ständig Entzündungen hervorruft und Kopfschmerzen veranlasst muss herausgezogen werden, eine ständige schlechte Ernährung mit Magendarm Beschwerden im Anschluss muss verändert werden.

Paragraph 5:
„Als Beihülfe der Heilung dienen dem Arzt die Data der wahrscheinlichsten Veranlassung der acuten Krankheit sowie die bedeutungsvollsten Momente aus der ganzen Krankheits- Geschichte des langwierigen Siechtums, um dessen Grundursache, die meist auf einem chronischen Miasm beruht, ausfindig zu machen, wobei die erkennbare Leibesbeschaffenheit des (vorzüglich, des langwierig) Kranken sein gemüthlicher und geistiger Charakter, seine Beschäftigungen, seine Lebensweise und Gewohnheiten, seine bürgerlichen und häuslichen Verhältnisse, sein Alter und seine geschlechtliche Funktion usw. in Rücksicht zu nehmen sind.» (S. 64-65).

Die wahrscheinlichste Veranlassung meint: Die Ursache (eine feinstoffliche, immaterielle Substanz) dringt auf eine unsichtbare Weise in das Innere des Menschen ein und manifestiert sich dort (das nennt sich Miasma; das trifft zu für die Miasmen: Psora, Sykose, Syphilis und alle akuten Infektionskrankheiten). Nach einer gewissen Wirkungszeit fliesst diese Ursache von Innen nach Aussen und wird jetzt für unsere Sinne sichtbar. Auf dem Weg nach Aussen stiftet diese Ursache weiter Unordnung und beeinflusst so zunehmend auch den äusseren Menschen, an seinen Nerven und Geweben.

Jedes Miasma verhält sich im menschlichen Organismus auf seine ganz individuelle Weise. Um diese erfolgreich zu behandeln, benötigt es ein grosszügiges Wissen über Krankheitsursachen, sowie Krankheits- und Arzneimittelsymptome, um sich dabei nicht vom äusseren, veränderbaren Ausdruck eines Menschen, sondern von den festen und gleichbleibenden Prinzipien der Natur leiten zu lassen, die weder Hypothese noch wandelbare Meinungen zulassen.

Bei der Behandlung muss also das reine Erscheinungsbild einer Krankheit, Aussehen des Kranken, seine Symptome sehr genau beobachtet werden. Und von der Unordnung des inneren Wesens des Menschen unterschieden werden.

Hinter all den mit den Sinnen wahrnehmbaren Symptomen eines Menschen, wird es einen Hinweis geben, auf das, was nicht mit den Sinnen wahrgenommen werden kann (Unordnung). Es ist für die Behandlung nicht wichtig, wie sich die Symptome im Endeffekt im Körper auswirken. Wichtig ist die genaue Betrachtung der Symptome (das Wesen der Krankheit erfassen), damit kann das passende Mittel gefunden werden, auf dessen Heilwirkung verlass ist und ein weiteres Voranschreiten einer Krankheit aufzuhalten.

Über die wahren Ursachen von Krankheit wissen wir wenig.

Miasmen (echte Krankheiten), zeigen sich akut oder chronisch. Ausserhalb der Miasmen werden nur die Auswirkungen der Krankheiten in Betracht gezogen. Miasmen sind ansteckend und verlaufen vom Innersten zum Äussersten hin. Sie existieren in allen Organen, haben jedoch eine feinstoffliche Natur und sind deshalb nicht sichtbar. Sie wirken auf das Innerste des Menschen. Wie das Innerste Wesen dabei mitspielt, kann nicht mit klinischen Zeichen überprüft werden. Die Krankheit kann nur durch ihre Auswirkungen wahrgenommen werden, und verläuft von Innen nach Aussen. Deshalb muss auch die Heilung von Innen nach Aussen verlaufen, weil die Ursache der Krankheit mit einer Behandlung von Aussen nicht erreichbar sein wird.

Bei akuten Erkrankungen gibt es zwei Arten:

  • die miasmatischen, welche als echte Krankheiten bezeichnet werden. AkuteMiasmen haben eine bestimmte Verlaufsform (Prodromalstadium, Phase des Fortschreitens, Phase des Abnehmens oder Tod). Das sind z.B. Masern, Scharlach, Keuchhusten, Windpocken etc.
  • die Scheinkrankheiten, Krankheiten welche keine klare Ursache haben und von äusseren Umständen ausgelöst werden (feuchte Wohnung, Kummer, schlechte Kleidung etc.). Heilung entsteht, sobald der äussere Umstand entfernt ist.

Chronische Erkrankungen:

  • chronische Miasmen: auch echte Krankheiten: Psora, Sykose, Syphilis, haben auch eine bestimmte Verlaufsform (Prodromalstadium, Stadium der Zunahme, jedoch keine Rückbildungsphase). Abhängig der Umstände werden diese Miasmen aktiv, können zwar in ein Stadium der Latenz kommen, bei jeder erneuten Aktivierung der Miasmen jedoch werden die Bedingungen, die das Miasma mit sich bringt schlimmer, als bei der vorangehenden Aktivierung. Chronische Miasmen sind die Grundursache von akuten Miasmen. Chronische Miasmen sind nicht heilbar. Das bedeutet, dass akute Miasmen nur bestehen, weil chronische existieren und für die akuten Miasmen empfänglich machen. Sie verstärken das Wesen der chronischen Miasmen (ist „…wie Öl, das auf ein unauslöschbar, glimmendes Feuer gegossen wird.“ (S. 66).

„Psora ist die Ursache aller Ansteckungen“ (S.66) und Basis der anderen Miasmen. Psora bedeutet ein Zustand des Menschen, der anfällig für jegliche Einflüsse von aussen geworden ist, weil der Organismus in Unordnung gekommen ist. Unordnung herrscht dann, wenn ein Mensch in seinem Wollen und Denken (inneres Selbst, innerstes Wesen) „schlecht“ ist (schlechte Gewohnheiten im Denken und Handeln, schlechter Gemütszustand) und diese „schlechten“ Auswirkungen in sein Leben hineinfliessen. So wird nicht nur sein Inneres in Unordnung sein, sondern auch sein Leben in Unordnung geraten.

„Wenn der innere Mensch krank ist, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich in seinem Körper die Krankheit einstellen wird, weil der innere Mensch geisteskrank ist, wird der äussere entstellt und wird nur fähig zu der Art von Krankheit oder falschem Leben, die schon in ihm liegt.(S. 67)

Alles was wir mit dem Auge wahrnehmen können ist eine Verkörperung (eine Folge von Krankheit) seiner Ursache, welche nur von Innen her kommen kann und feinstofflicher Natur sind. Diese Ursachen entsprechen dem inneren Wesen des Menschen und können deshalb auf den Menschen vom Inneren her einwirken und sich bis zum äusseren Menschen (die Peripherie) ausbreiten.

Der Beginn einer Krankheit kann im Gemütszustand, der Unordnung im Geist wahrgenommen werden. Diese Unordnung wird mit Zeichen und Symptomen angezeigt und kann sich zu den grobstofflichen Veränderungen der Krankheit ausbreiten. Je mehr die Krankheit im Grobstofflichen manifestiert ist (Symptome an Gewebe, Nerven, Organe etc.), desto weniger kann daraus das homöopathische Mittel erkannt werden. Je feinstofflicher (geistiger) die Krankheit manifestiert ist, desto näher kommt sie dem homöopathischen Mittel.

Die Leibesbeschaffenheit (äusserste Schicht) ist also der Zustand, der dem vorangehenden im Inneren des Menschen folgt. In der Homöopathie wird der innere (Ursache, Natur/ Wesen der Krankheit) und der äussere Mensch (Auswirkungen, Erscheinungsform) betrachtet. Krankheitsnamen zeigen aus der Sichtweise der Homöopathie keine Beziehung zum kranken Menschen auf (den Ursachen der Krankheit), sondern nur die Beziehung zur äusseren Erscheinungsform. In der Schulmedizin ist die Betrachtungsweise eine Andere, Krankheiten werden nach ihrer Erscheinungsform definiert, nicht nach ihrer Natur/Wesen (Störung des inneren Menschen, die bereits lange vor der Gewebsveränderung wirkt). Wird die Krankheit also in der Leber manifestiert, wird die Krankheitsdefinition an die Leber gekoppelt. Die Krankheitsnamen werden definiert nach den Erscheinungen in den Organen.

Beispiel Lungenentzündung:
Ein Bakterium ist nie die Ursache einer Infektion. Nur weil der kranke Mensch empfänglich für das Bakterium ist, also ein Ungleichgewicht im Inneren des Menschen vorhanden ist, wird er von dem Bakterium befallen. Eine immunologische Reaktion und der Erreger treten immer gleichzeitig auf, deshalb wird davon ausgegangen, dass der Erreger die Immunologische Reaktion auslöst und der gefährliche Eindringling ist. Tatsache ist, dass zuerst eine Empfänglichkeit im Inneren des Menschen für den Erreger bestehen muss, und erst in der Folge dann die Tore geöffnet sind, dass der Erreger eindringen kann. Möglicherweise benötigt der Körper sogar den Erreger, um die eigene Abwehrkraft zu stärken (Widerstandskraft). Bei einer schwachen Lebenskraft, kann es dann sein, dass die Erreger Überhand nehmen. Bei einer starken Lebenskraft sind solche Turbulenzen schnell wieder im Gleichgewicht.
Je mehr Bakterien, desto weniger Gift. „Der Mensch lebt länger mit den Bakterien, als er ohne sie leben würde.“ (S.72) Die Ursache der Anfälligkeit für die Infektion liegt in der Psora, dem chronischen Miasma.

Nun können die Bakterien mit Antibiotika vernichtet werden, die Ursache (inneres Ungleichgewicht des Menschen) ist aber damit nicht behoben und die Anfälligkeit auf eine Erkrankung bleibt gleich.

„Wir können keine Ursache studieren, bevor wir nicht den Zusammenhang zwischen Regierung und Gesetz verstanden haben.“ (S.72) Das Gesetz weist den Weg und die Erfahrung bestätigt diesen Weg. „Das Gesetz ist nur ein geordnetes Regieren der Umgebung vom Zentrum aus, eine Regierung mit einem Kopf. Eine Kompanie ohne Hauptmann ist eine untergeordnete Gruppe. Ordnung gibt es nur vom Höchsten zum Niedrigsten, vom Zentrum zur Peripherie.“ (S. 72-73).

Quelle: J.T Kent, Prinzipien der Homöopathie, übersetzt von M. Tiedemann, 2000, S. 55-73
Quelle: Mohinder Singh Jus, Die Reise einer Krankheit. Homöopathie verstehen – ein praktischer Leitfaden. 2019